, Stalder Nadine

Freilichtkonzert

Die zwei Freilichtkonzerte gemeinsam mit dem Blasorchester Feldmusik Neuenkirch und der MG Harmonie Sempach waren ein voller Erfolg. Bei strahlendem Sonnenschein gab das 140-köpfige Mega-Orchester vier Stücke zum Besten. Weitere Infos dazu im folgenden Zeitungsbericht.

140 Instrumente, Kanonendonner und Kirchenglocken

Am Sonntag fand in Schüpfheim ein spektakuläres Freilichtkonzert statt. Die MG Schüpfheim und das Blasorchester Feldmusik Neuenkirch, beide unter der Leitung von Roger Meier, sowie die MG Harmonie Sempach unter der Direktion von Domenico Emanuele vereinigten sich auf dem Platz vor dem Dorfschulhaus zu einem Mega-Blasorchester.

«Musikalische Freude zelebrieren» stand als Überschrift über dem sensationellen Freilichtkonzert. Diese Absicht schlug im Eröffnungsmarsch «Crown Imperial» von William Walton voll durch. An der packenden Interpretation des pompösen englischen Krönungsmarschs im Königreich Entlebuch, einst für Georg VI. in der Londoner Westminster Abbey uraufgeführt und zur Inthronisation von Elisabeth II. wiederholt, hätte sicher auch der schweizverliebte Charles III. seine helle Freude gehabt.

Einen feinen Atmosphärenwechsel brachten Rossano Galantes «Whispers from Beyond». In dieser innig berührenden Melodie hat der amerikanische Komponist Erinnerungen an einen verlorenen Freud vertont. Ein emotionaler Moment, nicht im Sinn von Trauer und Melancholie, sondern von Dankbarkeit für ein früh beendetes Leben. Das reich orchestrierte Werk entfaltete unter Roger Meier am Dirigentenpult eine tiefe Wirkung.

Folk Songs mit Überraschungen

Die «Zweite Suite in F» von Gustav Holst entstand vor rund 100 Jahren und steht in der Tradition einer Epoche, wo ausgiebig Volksweisen in klassischen Werken verarbeitet wurden. Die Interpreten gaben, diesmal mit dem Sempacher Dirigenten Domenico Emanuele, den vier kontrastierenden Sätzen mit sechs Melodien aus der englischen Volksmusik ihr je eigenes Gepräge. Auffallend die abrupten Tempowechsel und das Spiel mit den Taktarten, überraschend der Amboss im dritten Satz (Lied des Schmieds), eindrücklich die übereinander gelegten Motive im 6/8- und im 3/4-Takt im vierten Satz, erheiternd der neckische Schluss mit dem Mini-Duett von Tuba und Piccolo.

Kampf und Sieg hörbar gemacht

Eigentlicher Höhepunkt des 45-minütigen Konzerts und mit Spannung erwartet wurde die «Ouverture solennelle 1812» von Peter Tschaikovsky. Als Auftragskomposition zur Einweihung der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale im Jahr 1882 liess sie damals die Mauern des Kremls und nun in Schüpfheim die Schulhausfassade beben. Das musikalische Schlachtgemälde um Napoleons Grande Armée, das heute zu den bekanntesten Werken von Tschaikovsky gehört, betrachtete der Komponist als künstlerisch nicht besonders wertvoll. Zwischen dem feierlichen Eingangslied «Rette, o Gott, dein Volk» und der abschliessenden Hymne «Gott erhalte den Zar» entwickelt sich das Geschehen mit der «Marseillaise» als Symbol für das französische Heer, einem klanglichen Verebben als Zeichen des Rückzugs und dem endgültigen, gewaltigen Auflodern des Kriegsgeschehens. Zur wuchtigen Verstärkung der Pauke und der Röhrenglocken ertönten entferne Böllerschüsse und das Geläute der nahen Kirchenglocken – ein eindrücklicher Abschluss eines aussergewöhnlichen Konzerterlebnisses.

Text: Ruedi Emmenegger
Bild: Martin Dominik Zemp